Bad Deutsch-Altenburg

Marktgemeinde im Bezirk Bruck an der Leitha, Niederösterreich

Bad Deutsch-Altenburg (bis 9. April 1928 Deutsch-Altenburg)[1] ist eine Marktgemeinde mit 1979 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im niederösterreichischen Bezirk Bruck an der Leitha.

Marktgemeinde
Bad Deutsch-Altenburg
WappenÖsterreichkarte
Wappen von Bad Deutsch-Altenburg
Bad Deutsch-Altenburg (Österreich)
Bad Deutsch-Altenburg (Österreich)
Basisdaten
Staat:Österreich
Bundesland:Niederösterreich
Politischer Bezirk:Bruck an der Leitha
Kfz-Kennzeichen:BL
Fläche:12,58 km²
Koordinaten:, 16° 54′ O48° 8′ 0″ N, 16° 54′ 0″ O
Höhe:148 m ü. A.
Einwohner:1.979 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte:157 Einw. pro km²
Postleitzahl:2405
Vorwahlen:0 21 65
Gemeindekennziffer:3 07 02
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Erhardgasse 2
2405 Bad Deutsch-Altenburg
Website:www.bad-deutsch-altenburg.gv.at
Politik
Bürgermeisterin:Petra Wagener (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(19 Mitglieder)
8
6
2
2
1
Insgesamt 19 Sitze
Lage von Bad Deutsch-Altenburg im Bezirk Bruck an der Leitha
Lage der Gemeinde Bad Deutsch-Altenburg im Bezirk Bruck an der Leitha (anklickbare Karte)Au am LeithabergeBad Deutsch-AltenburgBergBruck an der LeithaEbergassingEnzersdorf an der FischaEnzersdorf an der FischaFischamendGöttlesbrunn-ArbesthalGötzendorf an der LeithaGramatneusiedlHainburg an der DonauHaslau-Maria EllendHimbergHof am LeithabergeHöfleinHundsheimKlein-NeusiedlLanzendorfLeopoldsdorfMannersdorf am LeithagebirgeMaria-LanzendorfMoosbrunnPetronell-CarnuntumPrellenkirchenRauchenwarthRohrauScharndorfSchwadorfSchwechatSommereinTrautmannsdorf an der LeithaWolfsthalZwölfaxing
Lage der Gemeinde Bad Deutsch-Altenburg im Bezirk Bruck an der Leitha (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW

Geographie

Das Gemeindegebiet liegt am rechten Ufer der Donau südwestlich von Hainburg an der Donau am Pfaffenberg. Die Fläche beträgt 12,58 Quadratkilometer. Davon sind 78 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, nur fünf Prozent sind bewaldet.[2]

Nachbargemeinden

Petronell-CarnuntumHainburg an der Donau
Hundsheim
RohrauPrellenkirchen

Geschichte

Massengrab ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter, die während des Todesmarsches ins KZ Mauthausen ermordet wurden, am Friedhof in Bad Deutsch-Altenburg.

Bei einem Steinbruch bei Bad Deutsch-Altenburg (Hollitzer-Steinbruch) wurden in Höhlen über 100 Reste von Bären gefunden. Zähne, Skelettreste (darunter ein Vorderbeinskelett) und ein Gehirnabdruck gaben Gelegenheit zu eingehenden wissenschaftlichen Vergleichsstudien, so über die Aufspaltung in Braunbären und Höhlenbären.[3] In diesem Gebiet wurden auch Funde aus dem Altpaläolithikum gemacht, ca. 800.000 Jahre alte Geröllgeräte des Homo erectus (Archaeologia-Austriaca, Band 88 / 2004)

Vom 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. lag das Gemeindegebiet von Bad Deutsch-Altenburg im Bereich des römischen Legionslagers und der zivilen Stadt Carnuntum. Diese war zeitweise Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien. Sie verfiel schrittweise nach einem schweren Erdbeben.

Der 1297 erstmals urkundlich erwähnte Ort entstand um eine Burg aus dem 11. Jahrhundert; 1579 erhielt er das Marktrecht. Der Namenszusatz „Deutsch“ dient zur Differenzierung vom westungarischen Ort Mosonmagyaróvár (Ungarisch-Altenburg).

Die Burg war durch Heimo, den Mundschenk von Arnulf von Kärnten, in dessen Auftrag errichtet und nach dem Bauherrn Heimenburg benannt worden. 1042 wurde sie von Heinrich III. zerstört. Der Chronist Hermann von Reichenau nannte damals die „Heimenburg (Hainburg) und Brezesburg (Pressburg) sehr volkreiche Städte“.[4] Heinrich III. verfügte jedoch um 1050 auf dem Nürnberger Kongress, die Heimenburg wieder aufzubauen, jedoch diesmal auf dem Schlossberg im heutigen Hainburg an der Donau.

Von 1915 bis in die 1980er-Jahre befand sich in (Bad) Deutsch-Altenburg eine große Funkstation für kommerziellen Funk, siehe Funkstation Deutsch-Altenburg.

Mit der Sommersaison 1928 wurde nach neun Jahren die Personenhaltestelle an der Donau wieder eröffnet, und Bad Deutsch-Altenburg konnte von der gegenüber der Wiener Urania gelegenen Ablegestelle mit dem Dampfer in eineinhalb Stunden erreicht werden.[5]

Feierliche Wiedereröffnung des Landungsstegs an der Donau (1928)

Am 20. Oktober 1929 wurde die Inbetriebnahme der neuen, zweiten Wasserleitung mit einem Festakt gewürdigt.[6] Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Bad Deutsch-Altenburg drei Ärzte, ein Limonadenverkäufer, zwei Verkehrsunternehmer, zwei Bäcker, zwei Brennstoffhändler, zwei Elektrotechniker, drei Fleischer, zwei Friseure, ein Fuhrwerker, acht Gastwirte, sechs Gemischtwarenhändler, eine Hebamme, ein Installateur, eine Modewarenmanufaktur, ein Maurermeister, vier Obst- und Gemüsehändler, ein Sattler, ein Schlosser, ein Schmied, vier Schneider und eine Schneiderin, sieben Schuster, eine Stechviehhändler, ein Tischler, drei Versicherungsmakler, zwei Wagner, zwei Zahntechniker, zwei Zuckerwarenhändler und mehrere Landwirte ansässig. Weiters gab es im Ort die von Rudolf Ludwigstorff betriebene Badeanstalt, daneben ein Kaffeehaus, ein Kino, die Milchgenossenschaft, eine Mühle und einen Steinbruch.[7]

Ab Oktober 1944 wurden ungarische Juden zu Schanzarbeiten am „Südostwall“ in den Bauabschnitten Engerau (heute Bratislava) und Bruck an der Leitha eingesetzt. Ende März 1945 erfolgte die Evakuierung der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter auf Todesmärschen über Bad Deutsch-Altenburg, wo sie auf Schleppkähne in Richtung KZ Mauthausen verladen wurden. Während dieser Märsche gab es zahlreiche Tote, da die Wachmannschaften erschöpfte Juden erschossen. Am Friedhof von Bad Deutsch-Altenburg zeugt noch heute ein Gedenkstein von einem jüdischen Massengrab.[8]

Mit 1. Jänner 1972 erfolgte die Umbenennung der Gemeinde von Bad Deutsch Altenburg auf Bad Deutsch-Altenburg.[9]

Im April 2010 wurde Ernest Windholz mit den Stimmen der SPÖ im Gemeinderat zum neuen Bürgermeister gewählt.[10] Bekannt wurde der Politiker im Jahr 2000 durch die Zitierung des SS-Leitspruchs „Unsere Ehre heißt Treue“.[11]

Am 8. August 2013 wurde in der Gemeinde mit 40,5 Grad Celsius die höchste bis dahin in Österreich gemessene Temperatur erreicht.[12]

Bevölkerungsentwicklung

Die Zunahme der Einwohnerzahl seit 1981 beruht auf einer starken Zuwanderung. Die Geburtenbilanz ist ausgeglichen.[13]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche Bad Deutsch-Altenburg
Museum Carnuntinum

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bad Deutsch-Altenburg liegt an der Pressburger Straße (B9). Direkt hinter der Stadtgrenze auf Hainburger Gemarkung zweigt die Bernstein Straße (B 49) ab, die über die Andreas-Maurer-Brücke an das nördliche Donauufer führt.

Die Pressburger Bahn besitzt einen Halt in der Stadt, der von Regionalzügen sowie Zügen der Linie S7 der S-Bahn Wien angefahren wird.

Durch Bad Deutsch-Altenburg führen weiters der Zentralalpenweg und der Niederösterreichische Landesrundwanderweg, der Ostösterreichische Grenzlandweg berührt den Ort im Norden.

Öffentliche Einrichtungen

In der Gemeinde befindet sich ein Kindergarten[14] und eine Volksschule.[15]

Kurort

Die Thermalquelle ist eine der stärksten Iod-Schwefel-Quellen in Mitteleuropa.[16]

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 19 Mitglieder.

Bürgermeister

  • 1908–1919 Leopold Eder (1852–1930)
  • bis 2010 Josef Gittel (SPÖ)
  • 2010–2013 Ernest Windholz (FPÖ/BZÖ)
  • 2013–2014 Natascha Perger (SPÖ)
  • 2014–2015 Robert Strasser (SPÖ)
  • 2015–2017 Hans Wallowitsch (SPÖ)
  • 2017–2020 Franz Pennauer (ÖVP)
  • 2020–2023 Hans Wallowitsch (SPÖ)
  • seit 2023 Petra Wagener (SPÖ)[23]

Persönlichkeiten

  • Anton Durcovici (1888–1951), römisch-katholischer Geistlicher
  • Leopold Eder (1852–1930), von 1908 bis 1919 Bürgermeister von Deutsch-Altenburg[24]
  • Thomas Helbich (* 1963), Arzt (Radiologe), Universitätsprofessor
  • Carl Leopold Hollitzer (1874–1942), Karikaturist, Sänger und Kabarettist
  • Anton Graf Ludwigstorff (1845–1929), Gutsherr, Besitzer des Jod-Schwefel-Bades
  • Gustav Raab (1938–2006), Bankmanager
  • Hannes Swoboda (* 1946), Politiker
  • Peter Swoboda (1937–2006), Wirtschaftswissenschaftler
  • Ernest Windholz (* 1960), Politiker
  • Walter Krems (1919–2004), Buchautor, Fotograf, Künstler
  • Hartmut Frick (* 1944), ärztlicher Leiter Krankenhaus Reutte/Tirol

Literatur

Deutsch Altenburg und die Hundsheimer Berge um 1873 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)
  • Johann Wilhelm Mannagetta: Ludwigstorffisch-Baad-Buch oder Beschreibung von der sonderbahren Tugend … des Baad-Brunnens gelegen bey der Herrschafft … Teutschen-Altenburg an der Donau in Oesterreich unter der Ennß 8 Meil von Wienn. 2. Ed. Heyinger, Wien 1710, Volltext online.
  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 1. Band: Achau bis Furth. Mechitaristen, Wien 1832, S. 152 (Deutsch-AltenburgInternet Archive – 2., ganz unveränderte Auflage).
  • Wohl-untersuchte Beschreibung des acht Meilen von Wien liegenden und sogenannten Teutsch-Altenburger-Bades, (…). In: Johann Maximilian Dietmann, Johann Wenzel Ignaz Lehr, J. A. C. v. S. (Übersetzer aus dem Lateinischen): Eigentliche Beschreibung Deren Berühmten dreyen Gesundheits-Bädern in dem Ertz-Hertzogthum Oesterreich unter der Enns als Baaden, Teutsch-Altenburg und Pyrenwarth. Verlegts Johann Paul Krauß, Nürnberg/Wien 1734, Volltext online.
  • Janos Kreuziger: Das Bad Deutsch-Altenburg in Niederösterreich V.U.W.W. Druck und Commissions-Verlag von C(arl) F(riedrich) Wigand, Pressburg 1856, Volltext online.
  • Jodschwefelbad Bad Deutsch-Altenburg heilt Rheuma, Gicht, Ischias. Saisoneröffnung: 1. März. (Bildliche Darstellung). Schriftplakat, 1 Bogen. Wicho, Wien 1950, Image online.
  • Franz Müllner: Bad Deutsch-Altenburg von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Marktgemeinde Bad Deutsch-Altenburg, Bad Deutsch-Altenburg 1973, OBV.
  • Gertrude Sesztak: Studien zur Ortsgeschichte von Bad Deutsch Altenburg. Dissertation. Universität Wien, Wien 1974, OBV.
  • Gertrude Geng-Sesztak: Bad Deutsch-Altenburg. Bild einer Gegend. Böhlau, Wien (u. a.) 2000, ISBN 3-205-99150-8.
  • Käthe Springer (Konzept): Bad Deutsch-Altenburg. Chronik 1999–2001. Marktgemeinde Bad Deutsch-Altenburg (Hrsg.), Bad Deutsch-Altenburg 2001, ISBN 3-9501471-0-1.

Weblinks

Commons: Bad Deutsch Altenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bad Deutsch-Altenburg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise