Glatt (Rhein)

Fluss im Kanton Zürich, entwässert Greifensee zum Rhein

Die Glatt ist ein 38,5 Kilometern langer Fluss im Schweizer Kanton Zürich, der aus den Greifensee abfliesst und von links in den Rhein mündet.

Glatt

Karte

Daten
GewässerkennzahlCH: 690
LageSchweizer Mittelland

Schweiz Schweiz

FlusssystemRhein
Abfluss überRhein → Nordsee
UrsprungAusfluss aus dem Greifensee
, 8° 39′ 20″ O
Quellhöheca. 435 m ü. M.[1]
Quellschüttung[2]MNQ
MQ
1,38 m³/s
4,08 m³/s
Mündungbei Rheinsfelden in den Rhein47° 34′ 28″ N, 8° 28′ 20″ O; CH1903: 677768 / 269804
, 8° 28′ 20″ O
Mündungshöhe335 m ü. M.[1]
Höhenunterschiedca. 100 m
Sohlgefälleca. 2,8 ‰
Länge36 km[1] , mit Kemptnerbach 62 km
Einzugsgebiet417 km²[3]
Abfluss am Pegel Rheinsfelden[4]
AEo: 417 km²
Lage: 380 m oberhalb der Mündung
NNQ (2015)
MNQ 1976–2016
MQ 1976–2016
Mq 1976–2016
MHQ 1976–2016
HHQ (1999)
2,36 m³/s
5,47 m³/s
8,29 m³/s
19,9 l/(s km²)
11,4 m³/s
154 m³/s
Linke NebenflüsseBreitibach, Sagentobelbach, Leutschenbach, Fischbach
Rechte NebenflüsseChimlibach, Chriesbach, Altbach, Himmelbach, Furtbach
GrossstädteZürich
MittelstädteOpfikon, Dübendorf, Bülach
KleinstädteWallisellen
GemeindenRümlang, Glattfelden, Schwerzenbach, Fällanden, Oberglatt, Niederglatt, Höri, Hochfelden
SchiffbarkeitNein
Unterlauf kurz vor der Mündung

Unterlauf kurz vor der Mündung

Name

Der Name leitet sich vom althochdeutschen Wort glat für 'hell, klar, glatt' ab und nimmt Bezug auf das klare Wasser.[5]

Geographie

Verlauf

Die Glatt beginnt am Greifensee und mündet bei Rheinsfelden von links in den Rhein. Es handelt sich dabei um die unteren 38,5 Kilometer eines insgesamt etwa 67 Kilometer langen Flusslaufes, der mit dem in den Pfäffikersee fliessenden Kemptnerbach (im Dialekt Chämtnerbach) beginnt. Zwischen Pfäffikersee und Greifensee trägt der Flusslauf den Namen Ustermer Aa.

Die Glatt fliesst aus dem Greifensee auf einer Höhe von 436 m ü. M. Sie bildet zunächst die Grenze zwischen den Gemeinden Schwerzenbach und Fällanden und fliesst dann durch das Zentrum von Dübendorf. Sie verlässt Dübendorfer Gebiet im Neugut (430 m). Hier wird ihr der Chriesbach aus der Gemeinde Wangen-Brüttisellen zugeführt.

Die Glatt verlässt nun den Bezirk Uster und bildet die Grenze zwischen Wallisellen und Zürich-Schwamendingen. Sie durchquert den Glattpark (425 m) auf dem Gemeindegebiet von Opfikon und nimmt hier den Zürcher Leutschenbach in sich auf. Der Leutschenbach wird gespeist von Katzenbach und Katzensee und entwässert damit die Zürcher Quartiere Oerlikon, Seebach und Affoltern. Die Glatt fliesst westlich am Dorfkern von Opfikon vorbei und verlässt das Opfiker Gemeindegebiet bei Glattbrugg (422 m).

Danach folgt der Glattkanal der westlichen Abgrenzung des Flughafens Zürich-Kloten; er folgt zunächst der Gemeindegrenze zwischen Kloten und Rümlang, durchfliesst dann Rümlanger Gemeindegebiet und erreicht Oberglatt. Unter dem Flughafengelände wird der Glatt der Altbach zugeführt, der aus den Gemeinden Kloten, Bassersdorf und Nürensdorf abfliesst.

Bei Oberglatt verliert die Glatt ihren stark begradigten Charakter und erreicht in etwas naturbelassenerem Flussverlauf Niederglatt (418 m) und Höri (409 m) und bildet dann die Gemeindegrenze zwischen Bülach und Hochfelden (399 m). Bei Höri nimmt die Glatt den Fischbach auf, der die Gemeinden Steinmaur und Neerach entwässert.

Auf dem Gemeindegebiet von Glattfelden überwindet die Glatt ein beträchtliches Gefälle (gegen 60 m auf etwa 5 km), bevor sie aus dem Südsüdosten kommend bei Rheinsfelden auf einer Höhe von 335 m von links in den aus dem Osten heranziehenden Rhein mündet.

Einzugsgebiet

Das 417,38 km² grosse Einzugsgebiet der Glatt liegt im Schweizer Mittelland und wird durch sie über den Rhein zur Nordsee entwässert.

Es besteht zu 23,5 % aus bestockter Fläche, zu 42,8 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 28,1 % aus Siedlungsfläche und zu 5,5 % aus unproduktiven Flächen.

Die Flächenverteilung

Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 503,1 m ü. M., die minimale Höhe liegt bei 330 m ü. M. und die maximale Höhe bei 1084 m ü. M.[6]

Zuflüsse

Die wichtigsten Zuflüsse sind der Chriesbach, der Himmelbach und der Fischbach.

Zuflüsse der Glatt ab 5 km Länge

Zuflüsse der Glatt ab 10 km² Einzugsgebiet

Direkte Zuflüsse der Glatt[Z 1]
NameGKZLageLänge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündung
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
ChimlibachCH000608rechts005,60000012,57000000,2600 beim Glattacher, Schwerzenbach434,700000
Fällander DorfbachCH002296links0003,70000002,2000  bei der ARA Bachwis, Fällanden434,600000Alternativname: Dorfbach
ZilbachZH101647links0002,10000000,6100  beim Eichgrindel, Fällanden434,600000
WisbachCH002295links0003,20000001,5900  Gemeindegrenze zwischen Fällanden und Dübendorf434,400000
BreitibachCH002294links0003,90000004,27000000,0700 beim Feuerwehrhaus, Dübendorf429,300000Oberlaufname: Schlossbach
ChriesbachCH002291rechts005,20000032,75000000,6700 bei der Flur Sack, Dübendorf426,600000Alternativnamen: Dürrenbach, Dürrbach, Kriesbach
SagentobelbachCH002290links0005,40000002,7200  beim Tennis-Club Buchegg, Zürich-Schwamendingen425,200000
HirzenbachZH101797links0002,4000  bei Schleifen, Zürich-Schwamendingen424,600000
LeutschenbachCH002026links0001,30000019,9900  beim Glattpark, Opfikon-Glattbrugg419,900000
BrühlbachZH101739rechts002,10000002,9700  bei Sportanlage Au, Opfikon-Glattbrugg419,500000
AltbachCH011012rechts001,80000022,60000000,4700 beim Flughafen Zürich, zwischen Kloten und Rümlang417,100000Unterlaufname: Altbachkanal
StegliggrabenZH100512links0003,60000004,82000000,0700 bei Reckholderen, Oberglatt413,600000
HimmelbachCH011101rechts014,30000038,22000000,7200 bei Schantli, Oberglatt413,500000
HirtlibrunnenbachZH000690links0000,7000  bei Geeren, Oberglatt412,800000
FischbachCH011042links0006,70000037,19000000,5500 bei Werd, Oberhöri405,700000
GrosswisengrabenZH10050links0001,20000001,6900  bei Wilenhofen, Hochfelden401,500000
FurtbachCH100502rechts004,60000009,98000000,1600 bei der ARA Bülach-Furt, Bülach397,500000Oberlaufname: Sechtbach
SimeligrabenZH100448rechts002,60000004,2600  beim Bahnhof Glattfelden, Glattfelden375,900000
ZweidlergrabenCH000699links0004,60000009,57000000,1300 bei Zweidlen, Glattfelden341,300000Alternativname: Widlacher Bach
Glatt[Z 2]036,10000417,38000008,4000 bei Rheinsfelden332,600000Mündet in den Hochrhein

Anmerkungen zur Tabelle

Glatttal

Das Glattal liegt zwischen dem Limmattal im Westen und dem Tösstal im Osten und bildet einen beträchtlichen Teil des Zürcher Unterlandes. Es wird von dem Fluss Glatt gebildet.

Glattkorrektionen

Über weite Strecken wurde die Glatt begradigt und reguliert. Die nordöstlichen Ausläufer der Stadt Zürich passierend, wird der Flusslauf stark von der sich ausweitenden Agglomeration bedrängt. In einigen kurzen Abschnitten wurde die Glatt inzwischen wieder renaturiert oder es bestehen zumindest entsprechende Pläne, beispielsweise im Bereich der Eawag in Dübendorf und im Zusammenhang mit der geplanten Verlängerung von Piste 28 am Flughafen Zürich.

Vom Greifensee bis Niederglatt weist der Fluss kaum Gefälle auf. Zur Mündung hin wird der Flusslauf aber immer steiler.[7]

Stolleneingang vor der Mündung

Seit 1822 wird der Fluss bei Rheinsfelden kurz vor der Mündung durch einen 90 Meter langen Stollen direkter zum Rhein geleitet, um Überschwemmungen des Orts zu vermeiden. Für den Bau des Kraftwerks Eglisau-Glattfelden musste die Mündung erneut verlegt werden. Seit 1916 wird der Fluss durch einen 261 Meter langen Stollen geführt, der direkt ins Unterwasser des Kraftwerks mündet.[8]

Natur

Renaturierung

Renaturierter Glattlauf unterhalb Hochfelden

Die Begradigung des Flusses soll in Zukunft wieder rückgängig gemacht werden. Unter dem Namen «Fil Bleu Glatt» wird eine Umwandlung des Flussraums zwischen Dübendorf und Flughafen in ein Naherholungsgebiet verfolgt. Der Kantonsrat hat 2022 63 Millionen Franken für die Renaturierung, den Hochwasserschutz, die Aufwertung der Landschaft als Freizeitraum und einen durchgehenden Veloweg gesprochen. Der Fluss verläuft hier in einem Gebiet mit hoher Siedlungsdichte. Innerhalb von Dübendorf hat die Aufwertung des Glattufers schon früher begonnen. Der Plan soll in Einzelprojekten bis 2031 umgesetzt werden.[9][10]

Naturschutzgebiete

Amphibienlaichgebiet «Altläufe der Glatt»

Mehrere Abschnitte der Glatt und ihrer Umgebung sind als Naturschutzgebiete (kantonal oder Eintrag in Bundesinventare) ausgewiesen. Dazu gehören unter anderem:

  • der Ausfluss aus dem Greifensee mit den umgebenden Ried- und Feuchtgebieten
  • Ried und Teich »Im Chreis« bei der Kunsteisbahn Dübendorf
  • die Altläufe der Glatt zwischen Rümlang und Oberglatt mit den Bereichen:[11]
    • Naturschutzgebiet «Oberglatt» (Auenlandschaft von nationaler Bedeutung)
    • Naturschutzgebiet «Glattaltlaufgebiet Schlosswinkel-Peterli-Solachten»
    • Naturschutzgebiet «Schlosswinkel/Peterli»
    • Naturschutzgebiet «Gstöck/Ifang»
    • Naturschutzgebiet «Feuchtgebiet Giessen/Solachten»
  • Klarenwiesen: Flusslauf unterhalb Hochfelden

Wasserqualität

Die ursprünglich als fischreich angesehene Glatt galt lange Zeit durch die Abwässer des Grossraums Zürichs (Flughafen Zürich, Kläranlagen, Landwirtschaft) als sehr stark verschmutzt. Heute wird die Wasserqualität wieder mehrheitlich als gut bis sehr gut beurteilt, problematisch ist in gewissen Flussabschnitten lediglich noch der Anteil an gelöstem organischem Kohlenstoff (DOC).[12]

Fauna

Der Hauptfisch ist der Alet, nebenbei sind Barben, Rotaugen, Aale, Karpfen, Schleien, Schneider, Gründling und vereinzelt Bachforellen, Barsche und Hechte anzutreffen. Im Sommer 2006 wurde an der Mündung zum Rhein erstmals auch ein Wels gefangen. Bei Dübendorf werden mittlerweile auch Biber gesichtet, für die in der Folge ein Flussabschnitt oberhalb von Dübendorf unter Schutz gestellt wurde. 2017 wurden an der Glatt, Zuflüssen und auch Bächen oberhalb des Greifensees über zwei Dutzend Reviere von Bibern festgestellt, die zum Teil auch Nachwuchs haben.[13] An der Glatt siedeln auch zahlreiche Graureiher und Störche, besonders in der Nähe des Greifensees.

Geschichte

Wehr beim Ausfluss aus dem Greifensee

Die heutige Landschaft des Glatttals wurde in den letzten Eiszeiten durch den Linthgletscher geprägt.[7]

Die Glatt wurde bereits im Mittelalter wirtschaftlich genutzt, indem man sich das relativ starke Gefälle im Unterlauf zum Betrieb von Wassermühlen zu Nutze machte. Während der Frühindustrialisierung wurden am Glattufer Textilfabriken gebaut, die ihre Maschinen mit Turbinen betrieben. Um 1900 wurden die Fabriken elektrifiziert und mit neu gebauten Wasserkraftwerken wurde Strom produziert.

Im 19. Jahrhundert wurde der Fluss praktisch auf der ganzen Länge korrigiert, um Überschwemmungen zu vermeiden.[7]

Rhein-Glatt-Töss-Kraftwerk

Um den rasant steigenden Energiebedarf im Zuge der Industria­lisierung und Elektrifizierung des Kantons Zürich decken zu können, kamen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Pläne für ein grosses Wasserkraftwerk auf, das Rhein, Töss und Glatt verbinden sollte. Das Projekt sah zwei Stauseen vor, einen im ­Glattal bei Hochfelden, den anderen im unteren Tösstal bei Winterthur.

Das Projekt wollte die Wasserkraft der drei Flüsse zur Stromgewinnung nutzen. Bei der Mündung der Glatt in den Rhein war ein Stauwehr im Rhein als Niederdruckwerk mit drei Öffnungen von je 13 Meter Weite und 11 Meter Höhe und einer Schiffsschleuse vorgesehen. Zu Zeiten, in denen das Rheinwerk nicht voll belastet war, wollte man mittels Hochdruckpumpen Rheinwasser durch eine Druckleitung in den neuen Glattsee pumpen. Das Glattwerk war als Hochdruckanlage projektiert und der Stausee sollte 4,8 Millionen Kubikmeter Wasser fassen. Beim Bahnhof Glattfelden war eine Staumauer mit einer Höhe von rund 20 Metern und einer Länge von 385 Metern vorgesehen. Auch im unteren Tösstal bei Pfungen sollte ein Stausee mit Sperrmauer entstehen. Das Wasser wollte man durch einen 6,9 Kilometer langen Stollen in den Glattsee führen. Die beiden Stauseen wurden nie gebaut. Der Kanton Zürich bevorzugte andere Kraftwerkpläne. Gebaut wurde jedoch zwischen 1915 und 1920 das Rheinkraftwerk Eglisau-Glattfelden.[14]

Brücken

Glattbrücke Grubenmann aus dem Jahr 1767 in Rümlang

Auf ihrem Weg wird die Glatt von rund 90 Brücken überspannt.

Fünf gedeckte Holzbrücken überspannen den Fluss, wobei die historische Glattbrücke in Rümlang (gebaut 1767 in Oberglatt) die älteste gedeckte Holzbrücke im Kanton Zürich ist. Die erhaltenswerte Dübendorfer Glattbrücke (Stahlträgerbrücke, gebaut 1886) ist im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) als Bauwerk von regionaler Bedeutung aufgeführt. Das Neugutviadukt (eröffnet 1990) ist eine 920 Meter lange Eisenbahnbrücke in Dübendorf und Wallisellen. Der Fluss wird siebenmal von Autobahnen überquert.

Namensgeber

Diverse Ortschaften im Zürcher Unterland wurden nach dem Fluss benannt, so Glattbrugg, Glattfelden, Oberglatt ZH und Niederglatt ZH. Das in Wallisellen an der Glatt gelegene Einkaufszentrum Glatt trägt ebenfalls den Namen des Flusses.

Bilder

Weblinks

Commons: Glatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise