Kassiopeia (Sternbild)

Sternbild

Kassiopeia, lateinisch Cassiopeia, ist ein auffälliges Sternbild des Nordhimmels und für Mitteleuropa zirkumpolar, also eine dort das ganze Jahr über sichtbare Himmelsregion.

Sternbild
Kassiopeia
Legende
Astronomischer NameCassiopeia
GenitivCassiopeiae
KürzelCas
Rektaszension22570522h 57m 05s bis 3411403h 41m 14s
Deklination2464033+46° 40′ 33″ bis 2774132+77° 41′ 32″
Fläche598,407 deg²
Rang 25
Voll­stän­dig sicht­bar90° N bis 11,5° S
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europaganzjährig
Anzahl der Sterne heller als 3 mag4
Hellster Stern (Größe)Schedir (2,24 mag)
Meteorströme

Dezember-phi-Cassiopeiden

Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
QuellenIAU
Aus der Uranometria von Johann Bayer
Aus der Uranometria von Johann Bayer

Beschreibung

Das Sternbild Kassiopeia, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Die fünf Hauptsterne der Kassiopeia bilden ein markantes W oder M am Himmel, weshalb auch von Himmels-W bzw. Himmels-M gesprochen wird. Die Spitze in der Mitte dieses Sternenzuges zeigt in Richtung des Nordpolarsterns.

In der Nähe des Sterns β Cassiopeiae (Caph), des östlichsten Sterns, verläuft die Linie mit 0° Rektaszension – also der „Nullmeridian“ des Himmels.

Die Region der Kassiopeia ist sehr sternreich, da sich die Milchstraße durch das Sternbild zieht. Mehrere offene Sternhaufen können hier beobachtet werden. Beispielsweise befindet sich unterhalb des ersten „Zackens“ des „W“ ein Doppelsternhaufen, bestehend aus h Persei und Chi Persei.

Geschichte

Foto des Sternbildes Kassiopeia
Kassiopeia und Perseus 2011; HRO

Die Kassiopeia gehört zu den 48 Sternbildern der antiken Astronomie, die bereits vor Ptolemäus erwähnt wurden. Schon in präislamischer Zeit gehörte es zur tätowierten Hand des arabischen Sternbilds Thurayya.

Im Laufe der Zeit gab es Versuche, das Sternbild umzubenennen, so etwa im 17. Jahrhundert, als man es mit der biblischen Maria Magdalena in Verbindung brachte. Diese Bestrebungen setzten sich allerdings nicht durch.

Tycho Brahe beobachtete im Jahr 1572 in der Kassiopeia eine Supernova (SN 1572).

Cassiopeia A in etwa 11.000 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Kassiopeia gilt als derzeit stärkste extrasolare Radioquelle für Beobachter auf der Erde. Das vor rund 300 Jahren aus einem Supernovaereignis hervorgegangene Objekt mit einem Durchmesser von rund 10 Lichtjahren wurde erst 1947 entdeckt. Es handelt sich um den Überrest einer Supernova, über die bisher keine Aufzeichnungen bekannt sind.

Mythologie

Der griechischen Mythologie nach war Kassiopeia die Gemahlin des aithiopischen Königs Kepheus und Mutter der Andromeda. Die eitle Kassiopeia zog den Zorn der Götter auf sich, da sie behauptete, noch schöner als die Nereiden, die Töchter des Meeresgottes Nereus, zu sein. Die Nereiden wandten sich ob dieser Beleidigung an Poseidon, der daraufhin ein schreckliches Meeresungeheuer aussandte, das die Gestade des Landes verwüstete. Das Land konnte einem Orakelspruch nach nur von dem Fluch befreit werden, wenn Andromeda, das einzige Kind des Königspaares, dem Ungeheuer geopfert würde. Andromeda wurde schließlich an einen Felsen gekettet und erwartete ihr grausames Schicksal. Im letzten Augenblick eilte der Held Perseus herbei und tötete das Untier. Zum Lohn erhielt er Andromeda zur Frau.

Einige Gestalten der Erzählung wurden am Himmel verewigt, das Meeresungeheuer in Form des Sternbildes Walfisch.

Himmelsobjekte

Sterne

BFNamen o. andere BezeichnungenGrößeLjSpektralklasse
103γ27Gamma Cassiopeiae, Tsih1,6 bis 3,400550B0 IVpe
101α18Schedir, Shedir, Schedar2,2400230K0 IIIa
102β11Caph, Cheph, Kaff, Al Saman al Nakah2,300055F2 IV
104δ37Ruchbah, Rukbat, Ksora2,68 bis 2,7400100A5 III-IVv
105ε45Segin3,300440B3 III
107η24Achird3,4400019G3 V + K7 V
106ζ17Fulu3,6900600B2 IV
4005050 Cassiopeiae3,9500160A2 V
117ρ7Rho Cassiopeiae4,1 bis 6,110000F8–M5 Ia0pe
110κ15Kappa Cassiopeiae4,1704000B1 Iae
108θ33Marfark, Marfak4,3400137A7 V
109ι4,4500142A3p + F5 + K3
115ο224,4800900B5 III + F8
400484,5400117A3 IV + F2 V
120υ2284,6100206G8 IIIb
122χ394,6800204G9–K0 IIIb
123ψ364,7200193K0 III + A
111λ144,7400355B7 Vn + B8 V
114ξ194,8001100B2 V
120υ1264,8300407K2 III
40014,8401100B0 IV
119τ54,8700173K1 III
118σ84,8801500B1 V + B3 V
113ν254,9000390B9 III
116π204,9400174A5 V
121φ344,9502800F0 Ia + B9 + B6 Ib + B3 + B5
40044,9600770M1 III
124ω464,9700700B8 III
400V509 Cassiopeiae5,1~11.000G0 Ia0 + B1 V
112μ305,1200024,6G5 VIb + M VIsd
400425,1800281B9 V
400495,2200430G8 III
400475,2700109F0 Vn + G1 V
400405,2800450G8 III
400315,3100318A0 Vnn
400125,3800760B9 III
400235,4200800B8 III
40066 Cassiopeiae5,43A3 Iae + A3
40043V5575,5600440A0sp
40032RU5,5600363B9 IV
400105,5700980B9 IIIe
400HR 88325,570021,35K3 V
40021YZ5,6300290A2 IV
40025,6802000A5 III
400445,7800910B8 IIIn
400385,8100095F6 V
40095,9002700A1 III
400136,1800720B6 V
400356,3300239A2 Vnn
400166,4700570B9 III

Schedir (arabisch „Brust“) ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 2,24 der hellste Stern in der Kassiopeia. Er ist ein etwa 230 Lichtjahre entfernter Stern der Spektralklasse K0.

Caph (arabisch „Handfläche“) ist etwa 55 Lichtjahre entfernt und gehört der Spektralklasse F2 an.

Ruchbah (arabisch „Knie“) ist rund 100 Lichtjahre entfernt und gehört zur Spektralklasse A5.

Rho Cassiopeiae ist ein gelblicher Hyperriese. Es handelt sich um einen der größten bekannten Sterne mit dem 740-fachen Durchmesser unserer Sonne.

KPD 0005+5106 ist ein Weißer Zwerg und gehört mit einer Oberflächentemperatur von etwa 200.000 Kelvin zu den heißesten bekannten Sternen.

Doppelsterne

ObjektGrößenAbstand
η3,44/7,5113"
ι4,6/6,92,5"
φ5,0/7,0134"
λ5,3/5,60,6"

Eta Cassiopeiae ist ein Doppelsternsystem in nur 19,4 Lichtjahren Entfernung. Das System besteht aus einem gelblich leuchtenden Stern der Spektralklasse G0 und einem rötlichen Begleiter der Klasse M0.

Das System ι Cas ist 150 Lichtjahre entfernt und besteht aus zwei weißlich-blauen Sternen der Spektralklassen A4 und F5.η und ι Cas sind einfach im Teleskop zu trennen.

Das System φ Cas ist mit 10.000 Lichtjahren wesentlich weiter von der Sonne entfernt. Seine Sterne gehören den Spektralklassen F0 und B5 an. Von der Erde aus gesehen, sind die beiden Komponenten mit 134 Bogensekunden weit voneinander entfernt und können daher schon mit einem Prismenfernglas in Einzelsterne aufgelöst werden.

λ Cas ist 300 Lichtjahre entfernt und besteht aus zwei Sternen der Spektralklassen B8 und B9. Von der Erde aus gesehen weisen die Komponenten einen Abstand von nur 0,6 Bogensekunden auf. Um sie in Einzelsterne zu trennen, benötigt man ein größeres Teleskop.

Veränderliche Sterne

Die veränderlichen Sterne V376 Cas und V633 Cas, aufgenommen von dem Hubble-Weltraumteleskop
ObjektGrößePeriodeTyp
β2,27 bis 2,310,104 Tageδ-Scuti-Stern
γ2,47 bis 3,40unregelmäßig Veränderlicher
δ2,68 bis 2,74759 TageBedeckungsveränderlicher
ρ4,1 bis 6,1unregelmäßig Veränderlicher
65,43„shell star“
R4,8 bis 13,6431 TageMirastern
SU5,7 bis 6,21,9493 TageCepheid
V 5095,1semiregulär

Gamma Cassiopeiae ist ein unregelmäßig veränderlicher Stern der Spektralklasse B0 in 800 Lichtjahren Entfernung. Im Maximum erreicht er eine Helligkeit von 1,6 mag und wird damit noch heller als Schedir. Der Stern ist eine starke Röntgenquelle am Himmel. Vermutlich handelt es sich um ein enges Doppelsternsystem, bestehend aus einem Riesenstern und einem Neutronenstern.

SU Cas ist ein veränderlicher Stern vom Typ der Cepheiden. Mit einer regelmäßigen Periode von 1,9493 Tagen verändert sich seine Helligkeit von 5,7 mag bis 6,2 mag. Er ist 800 Lichtjahre entfernt und gehört der Spektralklasse F6 an.

V509 Cassiopeiae ist ein semiregulärer gelber Überriese. Mit einem Radius von 910 Sonnenradien gehört er zu den größten Sternen der Milchstraße. V509 Cas ist der zweithellste Stern der Sternassoziation Cep OB1. Besonderes Interesse fanden auch die beiden jungen variablen Herbig-Ae/Be-Sterne V376 und V633 Cas, die von komplexen Reflexionsnebeln umgeben sind.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M)NGCsonstigeGrößeTypName
5276546,9Offener Sternhaufen
10358110,6Offener Sternhaufen
28114Emissionsnebel
4578,5Offener SternhaufenEulenhaufen
5598Offener Sternhaufen
6547,5Offener Sternhaufen
6638Offener Sternhaufen
778910,5Offener SternhaufenHerschels Spiralhaufen

Da sich die Milchstraße durch die Kassiopeia zieht, ist diese Region sehr sternreich und enthält einige interessante Objekte, wie offene Sternhaufen. Zwei davon nahm der französische Astronom Charles Messier in seinen Katalog nebliger Objekte auf. Der doppelte Sternhaufen h Persei und Chi Persei gehört allerdings zum Sternbild Perseus.

Der 5000 Lichtjahre entfernte offene Sternhaufen Messier 52 (M52) wurde 1774 von Charles Messier entdeckt, als er einen in diesem Jahr sichtbaren Kometen beobachtete. M52 ist ein sehr reichhaltiger Sternhaufen, der im Fernglas als nebliger Fleck erscheint. Im Teleskop werden bei höherer Vergrößerung 80 bis 100 Sterne sichtbar.

Messier 103 ist ein offener Sternhaufen in etwa 6000 Lichtjahren Entfernung. Im Fernglas erscheint er als nebliger Fleck. Erst im Teleskop kann er in Einzelsterne aufgelöst werden.

Der Emissionsnebel NGC 281 ist zirka 10000 Lichtjahre entfernt. Im Teleskop zeigt sich, dass eine Gruppe von Sternen in den Nebel eingebettet ist. Bei dem Objekt handelt es sich, wie beim Orionnebel, um ein Sternentstehungsgebiet.

Der 5000 Lichtjahre entfernte Sternhaufen NGC 457 wurde 1787 von Wilhelm Herschel entdeckt. Im Teleskop erinnert sein Anblick an eine Eule mit ausgebreiteten Flügeln, wobei die hellsten Sterne die Augen darstellen sollen. Der hellste Stern des Haufens ist bereits mit bloßem Auge erkennbar.

NGC 559 ist zirka 6000 Lichtjahre entfernt. Im Fernglas zeigt sich ein schwacher Nebel, im Teleskop kann der Haufen in Einzelsterne aufgelöst werden.

NGC 654 ist 7000 Lichtjahre entfernt. In einem mittleren Teleskop mit einer Öffnung von 6 bis 10 Zentimetern zeigt sich ein kompakter Sternenhaufen mit vielen Zweier- und Dreiergruppen von Sternen.

NGC 663 ist ebenfalls 7000 Lichtjahre entfernt und steht etwas südlich von NGC 654. Der Sternhaufen ist bereits im Fernglas ein sehr lohnendes Objekt, das zwei sternreiche Gebiete zeigt. Im Teleskop zeigen sich mit zunehmender Vergrößerung immer weitere Sterne, darunter einige gut zu trennende Doppelsterne.

Der 6000 Lichtjahre entfernte offene Sternhaufen NGC 7789 wurde 1783 von Caroline Herschel entdeckt. Im Fernglas erscheint er als neblige Wolke. Im Teleskop wird eine Vielzahl von Sternen sichtbar. NGC 7789 ist einer der reichhaltigsten Sternenhaufen des Nordhimmels.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Sternbild Kassiopeia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien