Liste des gefährdeten Welterbes

UNESCO-geführtes Register bedrohter Natur- und Kulturdenkmäler
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Die Rote Liste wird von der UNESCO geführt. Ihre Grundlage ist die von 184 Staaten unterzeichnete Welterbekonvention. Von denjenigen Kultur- und Naturmälern, die auf der Liste des Welterbe geführt werden, hebt die UNESCO mit der Roten Liste solche hervor, deren Bestand und Geltung durch ernste und spezifische Gefahren, wie Beschädigung, Zerstörung oder Verschwinden, bedroht sind. Die UNESCO mahnt für diese Stätten außerordentliche Schutzanstrengungen an.[1]

Blick über die Klagemauer auf die Altstadt von Jerusalem, die auf der Roten Liste steht. Im Streit um die Rampe zum Dungtor (rechts) musste 2007 die UNESCO schlichtend eingreifen
Der Nationalpark Iguaçu in Brasilien stand 1999−2000 auf der Roten Liste. Der Druck führte dazu, dass eine durch den Park verlaufende Straße nicht wieder eröffnet wurde

Verfahren

Gründe für Bedrohungen sind vielfältig. Landerschließung, Urbanisierung, Naturkatastrophen, kriegerische Auseinandersetzungen, Rodung, Wilderei, Vandalismus, Vernachlässigung und ausgedehnter Tourismus etc. können Welterbestätten gefährden. Bedrohungen können bereits festgestellt sein, wie z. B. der erfolgte Abriss von Gebäuden, oder nur möglich, wie z. B. fehlende gesetzliche Grundlagen für den Schutz.

Eine erfolgte Aufnahme in die Rote Liste ist stets ein Aufruf an die internationale Staatengemeinschaft. Die Antragstellung erfolgt seitens der UNESCO oder seitens des betroffenen Staates. Die Aufnahme erfolgt durch das Welterbekomitee mit einer Mehrheit von zwei Dritteln. Die Staatengemeinschaft soll sich finanziell, technisch und politisch an Schutz und Rettung beteiligen. Das Welterbekomitee verfügt auch über eigene Geldmittel, aus denen Hilfsmaßnahmen finanziert werden können. Manches Mal droht das Welterbekomitee, eine Stätte gegen den Willen des Staates, auf dessen Territorium sie liegt, in die Rote Liste aufzunehmen. Allein diese Ankündigung, so hat sich gezeigt, kann in manchen Ländern erhebliche Erhaltungsanstrengungen in Gang setzen.

“…the Committee is of the view that its assistance in certain cases may most effectively be limited to messages of its concern, including the message sent by inscription of a property on the List of World Heritage in Danger and that such assistance may be requested by any Committee member or the Secretariat.”

„…das Komitee ist der Auffassung, dass seine Unterstützung in bestimmten Fällen am zweckmäßigsten auf Mitteilungen über seine Besorgnis, darunter die Mitteilung über die Eintragung eines Gutes in die Liste des gefährdeten Erbes der Welt, beschränkt werden kann und dass solche Unterstützung von jedem Mitglied des Komitees oder vom Sekretariat beantragt werden kann.“

Durchführungsbestimmungen zur Welterbekonvention[2], Ziffer 177

Nach der Eintragung formuliert das Welterbekomitee ein Programm für Abhilfemaßnahmen und versieht es mit einem Zeitplan. Obwohl versucht wird, diese Maßnahmen mit dem betroffenen Staat abzustimmen, ist eine Verabschiedung auch gegen dessen Willen möglich. Es überwacht die Maßnahmen zum Schutz der Stätte und stellt fest, ob jener Geltungswert, der ursprünglich zur Eintragung in die Welterbeliste Anlass gab, wieder hergestellt wird. Erst dann kann eine Stätte wieder von der Roten Liste gestrichen werden.[3]

Von der Möglichkeit, eine Stätte statt dessen gänzlich von der Welterbeliste zu nehmen[4], wurde inzwischen erstmalig Gebrauch gemacht: 2007 wurde das Wildschutzgebiet der Arabischen Oryx in Oman gestrichen, nachdem der Staat die Größe des Schutzgebietes um 90% verkleinert hatte.[5]

Einträge in der Liste

2008 befanden sich von den 878 Welterbestätten 30 Stätten auf der Roten Liste.

  • Stätten des Naturerbes sind mit einem „N“, Stätten des Kulturerbes mit einem „K“ markiert.
  • Denkmäler, die sowohl dem Weltkultur- als auch dem Weltnaturerbe angehören, tragen ein „K/N“.
Rote Liste seitStätteStaatTypWelterbe seitGründe
1982Altstadt und Stadtmauer von JerusalemIsrael (auf Vorschlag von Jordanien)K1981Angesichts des unklaren Rechtsstatus von Jerusalem ist die Erhaltung der Altstadt ein besonderes Problem. Zuletzt waren Arbeiten an der Rampe zum Dungtor umstritten.
1986Ruinenstadt Chan ChanPeruK1986Die Ruinen sind auf Grund der Klimaveränderungen, Anstieg des Grundwassers und illegale Ansiedlungen auf dem Gelände immer schwereren Zerstörungen ausgesetzt.Datei:Chan chan peru.jpg
1992Naturschutzgebiet Nimba-BergeElfenbeinküste, GuineaN1981In Guinea ist der Abbau von Eisenerz geplant, in Elfenbeinküste haben Rebellen die Kontrolle, und Flüchtlinge haben im Park Lager errichtet.
1992Manas-NationalparkIndienN1985Nach einem Anschlag einer Bodo-Separatistengruppe war der Park weitestgehend zerstört. Wiederaufbau und Stabilisierung der Tierpopulation gehen langsam voran.
1992Naturparks Aïr und TénéréNigerN1991Die Aufstände der Tuareg führten zur Aufnahme, die verschiedenen politischen Umbrüche und zu geringes Engagement der Regierung haben eine Streichung von der Liste bisher verhindert.
1994Nationalpark VirungaDemokratische Republik KongoN1979Eine Flüchtlingswelle, die nach dem Völkermord in Ruanda in die Region drängte, bedrohte den Baumbestand des Parks. Noch immer agieren bewaffnete Gruppen in der Region.
1996Nationalpark SimienÄthiopienN1978Schrumpfen der extrem kleinen Population des Äthiopischen Steinbocks und zunehmende menschliche Ansiedlungen im Gebiet des Parks.
1996Nationalpark GarambaDemokratische Republik KongoN1980Die Breitmaulnashörner wurden durch Wilderei fast ausgerottet. Die unklare politisch-militärische Situation spricht gegen eine baldige Streichung des Parks von der Liste.
1997Nationalpark Kahuzi-BiegaDemokratische Republik KongoN1980Die Berggorillas sind in ihrem Bestand stark gefährdet, die tiefer liegenden Regionen des Parks werden von einer ruandischen Rebellengruppen als Operationsbasis genutzt.
1997Okapi TierschutzgebietDemokratische Republik KongoN1996Entwaldung durch Brandrodung für die Landwirtschaft und kommerzielle Jagd zum Verkauf von Wildfleisch, sowie der Abbau von Gold und Coltan bedrohen den Park.
1997Nationalpark Manovo-Gounda St. FlorisZentral-afrikanische RepublikN1988Organisierte Wilderei hat den Tierbestand des Parks massiv vermindert.
1999Nationalpark SalongaDemokratische Republik KongoN1984Der allgemeine Zusammenbruch von Recht und Ordnung in der Region resultierte in Plünderungen und der Desertierung eines Teils der Bewacher des Parks.
2000Medina von ZabidJemenK1993Der historische Suq wird nicht mehr genutzt, viele Gebäude sind durch moderne Betonbauten ersetzt worden.
2000Festung und Shalimar-Gärten in LahorePakistanK1981Zwei der drei Zisternen, die die Gärten bewässern, wurden zu Gunsten des Baus einer Straße zerstört.
2001Frühchristliche Ruinen von Abu Mena (Kloster des Hl. Menas)ÄgyptenK1979Ansteigendes Grundwasser infolge eines Bewässerungsprojektes zerstört die Fundamente.Datei:Abu Mena, Egipto.JPG
2001Reisterrassen in den philippinischen KordillerenPhilippinenK1995Mit dem abnehmenden Interesse der Ifugao an ihrer traditionellen Kultur werden auch die Reisterrassen immer weiter vernachlässigt.
2002Minarett und archäologische Funde von JamAfghanistanK2002Das Minarett drohte vom Fluss unterspült zu werden und steht nicht mehr senkrecht. Es bestehen noch keine Strukturen zum Schutz der Stätte.
2003Kulturlandschaft und archäologische Stätten des Bamiyan-Tals (z. B.Buddha-Statuen von Bamiyan)AfghanistanK2003Nachdem 2001 die Statuen von den Taliban zerstört wurden, drohen ihre Nischen einzustürzen. In Teilen des Tals liegen noch Landminen.
2003Innenstadt von Baku mit dem Palast der Schirwanschahs und JungfrauenturmAserbaidschanK2000Nach Beschädigungen durch ein Erdbeben 2000 beschleunigt sich die unkontrollierte Bautätigkeit in der Altstadt.
2003Nationalpark ComoéElfenbeinküsteN1983Durch den Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste hat die Wilderei stark zugenommen.
2003AssurIrakK2003Durch den Bau des Makhul-Staudammes drohten die Ausgrabungsstätten überflutet zu werden. Obwohl das Projekt aufgegeben wurde, bleiben die allgemeinen Sicherheitsprobleme bestehen.
2004Bam und seine KulturlandschaftIranK2004Bam wurde 2003 durch ein Erdbeben zerstört.
2004Ruinen von Kilwa Kisiwani und Songo MnaraTansaniaK1981Fehlende Maßnahmen, um den Verfall der Ruinen aufzuhalten.
2005Humberstone- und Santa-Laura-SalpeterwerkeChileK2005Fast fünfzig Jahre nach Aufgabe der Werke haben der Wüstenwind und Diebstähle erhebliche Zerstörungen angerichtet. Einige der Gebäude sind akut einsturzgefährdet.
2005Altstadt von CoroVenezuelaK1993Schwere Stürme in den Jahren 2004/05 haben in der Stadt zahlreiche Schäden angerichtet.
2006Kulturlandschaft Dresdner ElbtalDeutschlandK2004Der Bau der Waldschlößchenbrücke könnte den städtebaulichen Zusammenhang der Tallandschaft optisch zerstören.
2006Mittelalterliche Denkmäler im Kosovo: Kloster Dečani, Patriarchenkloster Peć, Kloster Gračanica und Kirche der Jungfrau von LjevišaKosovoK2004/ 2006Die rechtliche Situation ist unklar und die Sicherheitslage instabil.Datei:Eglise du monastère de Visoki Dečani.jpg
2007Galápagos-InselnEcuadorN1978Zunehmender Tourismus führt dazu, dass immer mehr fremde Spezies eingeschleppt werden.
2007Archäologische Stätten von SamarraIrakK2007Kuppel und Minarette des Al-Askari-Schreins wurden durch Bombenanschläge zerstört.
Datei:Samarraminaret.JPG
2007Nationalpark Niokolo-KobaSenegalN1981Der Park leidet unter Wilderei und ein Dammbauprojekt am Gambia könnte die regelmäßigen Überflutungen des Graslands verhindern.

Wieder gestrichen

Folgende Welterbestätten standen in der Vergangenheit auf der Roten Liste, sind aber inzwischen wieder gestrichen worden.

Rote Liste von … bisStätteStaatTypWelterbe seitGründe
1979–2003Bucht und Region KotorMontenegroK/N1979Die Städte in der Bucht wurden 1979 durch ein Erdbeben zerstört. In den neunziger Jahren bedrohte unkontrollierte Bautätigkeit die Integrität.
1984–1988 und 2000–2006Vogelschutzgebiet DjoudjSenegalN19811984: Dammbauten am Senegal bedrohten den Wasserhaushalt des Deltas. 2000: Eine invasiver Schwimmfarn war außer Kontrolle geraten.
1984–1989Naturschutzgebiet NgorongoroTansaniaN1979Der Wildbestand im Park war durch Wilderei und vordringende Landwirtschaft bedroht.
1985–2007Königspaläste von AbomayBeninK19851984 hatte in Abomey ein Tornado starke Schäden angerichtet. Unzureichende Schutzmaßnahmen verhinderten lange die Streichung.
1988–2004Festung BahlaOmanK1987Durch fehlende Konservierungsanstrengungen wurden die Lehmbauten regelmäßig bei Regenfällen beschädigt.Datei:Bahla6.jpg
1989–1998Salzbergwerk WieliczkaPolenK1978Hohe Luftfeuchtigkeit in den Stollen drohte Skulpturen und Stollen zu beschädigen.
1990–2005Moscheen, Mausoleen und Friedhöfe von TimbuktuMaliK1988Die Errichtung von modernen Bauten bedrohte das Stadtbild. 2003 zerstörte eine Flut eine Reihe von spätmittelalterlichen Bauwerken.
1991–1998Altstadt von DubrovnikKroatienK1979Bei der Schlacht um Dubrovnik wurde die Stadt 1991 stark beschädigt.
1992–1997Nationalpark Plitvicer SeenKroatienN1979Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Kroaten und Serben im Gebiet des Parks gelten als Auslöser für die Gründung der Republik Serbische Krajina und führten zu Zerstörungen.
1992–2003Biosphärenreservat SrebarnaBulgarienN1983Durch den Bau einer Talsperre am Eisernen Tor begann das Gebiet auszutrocknen und bedrohte den Bestand der Krauskopfpelikane.
1992–2004Archäologische Parks Angkor, Roluos und Banteay SreiKambodschaK1992Zum Zeitpunkt der Einschreibung stand Kambodscha unter UN-Verwaltung und es gab keine Gesetzgebung zum Denkmalschutz. Bei ständig steigenden Besucherströmen in den Folgejahren dauerte es lange, bis Schutz- und Restaurationsmaßnahmen wirkten.
1992–2005Sangay-NationalparkEcuadorN1983Der Bau einer Straße bedrohte die Integrität des Parks.
1993–2007Everglades-NationalparkVereinigte StaatenN1979Die Auswirkungen des Hurrikan Andrew zusammen mit zunehmender Umweltverschmutzung und Eingriffen in den Wasserhaushalt bedrohten den Park.
1995–2003Yellowstone-NationalparkVereinigte StaatenN1978Verschiedenste Eingriffe und negative Einflüsse (Abschüsse von Bisons zur Kontrolle von Krankheiten, Bergbau in den Randregionen, Bau von Tourismuseinrichtungen, zu liberale Vergabe von Jagd- und Angelerlaubnissen) bedrohten den Park.
1996–2006Nationalpark IchkeulTunesienN1980Durch Staudammbauten wurde der Wasserhaushalt des Feuchtgebietes beschädigt und es drohte zu versalzen.
1996–2007Biosphärenreservat Río PlátanoHondurasN1982Abholzungen, Ausweitungen der Landwirtschaft und das Eindringen fremder Tiere und Pflanzen bedrohten zusammen mit den Planungen für einen Staudamm den tropischen Regenwald.
1997–2005Ruinen von ButrintAlbanienK1992Durch allgemeine Vernachlässigung waren die Ruinen in einem schlechten Zustand.
1999–2001Nationalpark IguaçuBrasilienN1986Die Wiedereröffnung einer zuvor geschlossenen Straße hätte den Park in zwei Hälften geteilt.
1999–2004Ruwenzori-GebirgeUgandaN1994Zwischen 1997 und 2001 operierte aus den Ruwenzori-Bergen die Rebellengruppe Allied Democratic Forces. Dies führte zum Zusammenbruch der Verwaltung des Parks.
1999–2006Tempelbezirk von HampiIndienK1986Der Bau einer Brücke und eines Gewerbegebietes hätte größere Ströme von motorisiertem Verkehr in das geschützte Gebiet gelenkt.
2002–2006Ruinenstadt TipasaAlgerienK1982Ungenügender Schutz führte zu Vandalismus, illegalen Ansiedlungen und ständigen Streits über Grundbesitz. Zudem war nicht genügend Personal vorhanden, um den Erosionsschäden und mutwilligen Zerstörungen zu begegnen.Datei:Tipasa2.jpg
2003–2007Kathmandutal (z. B. Kathmandu, Bodnath, Patan, Bhaktapur und Pashupatinath / 2006 erweitert)NepalK1979Der Bevölkerungsdruck und die rasche städtische Entwicklung führten zu Neubauten im Umfeld der geschützten Stätten, die deren traditionelle Gestalt bedrohten.
2004–2006Kölner DomDeutschlandK1996Die visuelle Integrität des Doms und die Kölner Stadtsilhouette waren durch die Hochhausplanungen auf der dem Dom gegenüberliegenden Rheinseite gefährdet.

Weblinks

Einzelnachweise

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