Rindfleisch

Fleisch verschiedener Hausrindrassen

Als Rindfleisch (auch Rindsfleisch bzw. Rinderfleisch)[1] bezeichnet man im deutschsprachigen Raum allgemein das Fleisch verschiedener Hausrindrassen (Bos taurus), das nach der Schlachtung von Tieren aus der Rinderproduktion erzeugt wird. In der Warenkunde wird auch das Fleisch von Wildrindern hinzugezählt, während dies in der Lebensmittelkunde zum Wildfleisch gerechnet wird. Mit Rind kann auch die Gattungsgruppe der Bovini gemeint sein, zu der Büffel und Bisons neben den Eigentlichen Rindern gehören.

Rohes Bratenstück vom Rind
Durchwachsenes Rindfleisch, hier ein rohes Rindersteak

Rindfleischsorten

Rinderhals (regional als „Kamm“ oder „Nacken“ bezeichnet)Querrippe (regional als „Spannrippe“ oder „Leiter“ bezeichnet)Rinderbrust (bestehend aus Brustspitze, Mittel- und Nachbrust)FehlrippeHochrippe (regional als „Hohe Rippe“ oder „Hohes Roastbeef“ bezeichnet)Roastbeef („Flaches Roastbeef“)Filet (regional auch Lende, Lungenbraten oder Feinstück genannt)5 und 6 bilden ausgelöst das Zwischenrippenstück (Entrecôte)SpannrippeBauchlappen (regional auch „Fleischdünnung“ genannt)Bug (regional „Schulter“ oder „Schaufel“ genannt)Oberschale (regional „Kluft“ genannt), „Unterschale“, „Nuss“, „Knöpfel“, „Kugel“, „Schlögl“Schliem (je nach Zerlegung ein Teil der Dünnung)Hüfte („Blume“)Schwanzstück (regional auch „Unterschale“ oder „Semer“ genannt)Hesse (regional auch „Wade“ genannt)Hesse oder Wade genanntTeilstücke des Rindfleischs
 
Teile des Rindes
01. Rinderhals, Kamm oder Nacken
02. Querrippe
03. Rinderbrust
04. Fehlrippe
05. Hochrippe, Vorderrippe oder hohes Roastbeef
06. Rostbraten oder flaches Roastbeef
00. 5. und 6. bilden das Roastbeef oder Zwischenrippenstück
07. Filet
08. Spannrippe
09. Dünnung
 10. Schulter, Bug, Falsches Filet oder Schaufel
 11. Oberschale, Unterschale und Nuss
 12. Flanke
 13. Hüfte mit Hüftsteak und Schwanzstück oder Tafelspitz
 14. Hesse oder Wade

Folgende Bezeichnungen werden verwendet:

Jungrindfleisch, auch Baby beef
für das leicht faserige und zarte Fleisch von weiblichen und männlichen, nicht ausgewachsenen Tieren.
Jungbullenfleisch
für das Fleisch von männlichen nicht kastrierten Tieren, die im Alter von 14 bis 22 Monaten geschlachtet wurden. Das Fleisch älterer Tiere wird als Bullenfleisch bezeichnet. Die Tiere werden auch als Stier, Farren oder Fasel bezeichnet, was dann in der Fleischbezeichnung statt Bulle verwendet wird. Das Fleisch ist relativ fettarm und hat eine mittlere bis kräftige Faserstruktur.[2]
Ochsenfleisch
für das Fleisch von kastrierten männlichen Rindern. Es hat eine geringe Marktbedeutung, da die Ochsenaufzucht zeit- und futterintensiver ist. Das Fleisch ist feinfaserig, saftig und aromatisch.
Färsenfleisch
für das Fleisch von weiblichen Rindern, die noch nie gekalbt haben. Das Fleisch ist feinfaserig, zart und saftig. Ochsen und Färsen werden nach 20 bis 30 Monaten Stallmast bzw. nach ein bis zwei Weidemastperioden geschlachtet.
Kuhfleisch
für das Fleisch von weiblichen Rindern nach dem Kalben. Meist handelt es sich dabei um Milchkühe, deren Milchleistung zu gering ist.

In der Warenkunde wird Kalbfleisch als eigene Fleischsorte neben Rindfleisch definiert. Kalbfleisch nennt man das Fleisch von Kälbern und Mastkälbern, die im Alter von 5 bis 6 Monaten und einem Gewicht von ca. 200 kg geschlachtet werden. Das Fleisch ist fettarm und feinfasrig. Das Fleisch ist hellrosa bis hellrot. Bei sehr eisenreichem Futter, wie frischem Grünfutter, wird das Fleisch deutlich dunkler und ist von den anderen Sorten vor allem am geringen Anteil Bindegewebe zu unterscheiden.

Die Begriffe Fleischsorte und Fleischart werden synonym für die Teilstücke des Rindfleischs verwendet.

In den Leitzsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnisse des Deutschen Lebensmittelbuchs wird Rindfleisch entsprechend den Eigenschaften in drei Sorten unterteilt:[3]

Sehnen- und fettgewebsarmes Rindfleisch
Die Skelettmuskulatur des Rindes, die von Natur aus nur sehr wenig Bindegewebe und Fettgewebe enthält (z. B. Oberschale) oder deren Gehalt an diesen Geweben durch Ausschneiden (Entsehnen) entsprechend verringert worden ist (z. B. entsehntes Bugstück).
Grob entsehntes Rindfleisch
Rindfleisch mit Bindegewebe- und Fettgewebegehalten, wie sie bei Verarbeitung von nicht übermäßig muskelarmen Rinderhälften ohne Filet, Lende und Oberschale nach Entfernung der groben Sehnen und größeren Fettgewebeansammlungen zu erwarten sind. Fleisch mit höheren Bindegewebe- und Fettgewebegehalten wird entsprechend ausgeschnitten.
Sehnenreiches Rindfleisch
Rindfleisch mit einem Bindegewebegehalt, der höher ist als bei grob entsehntem Rindfleisch, jedoch niedriger als bei ausschließlicher Verwendung von Beinfleisch, Fleisch, das von grob ausgelösten Knochen abgetrennt wird („Knochenputz“), und Kopffleisch.

Rindfleisch der Schnittstelle zwischen Kopf und Hals wird als sehnenreich gewertet und nur für Brüh- und Kochwürste verwendet. Manuell von grob ausgelösten Knochen abgetrenntes Fleisch wird als sehnenreich gewertet. An Kopf- und Röhren- und Wirbelsäulenknochen haftendes Fleisch wird nur manuell abgetrennt.

Wirtschaftliche Bedeutung und Konsum

Weltweite Produktion

2021 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit etwa 72,4 Mio. t Rindfleisch produziert.

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die zehn größten Produzenten von Rindfleisch weltweit, die insgesamt 62,5 % der Fleischmenge produzierten.

Größte Rindfleischproduzenten (2021)
RangLandMenge
(in t)
1Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten12.733.643
2Brasilien  Brasilien9.750.000
3China Volksrepublik  Volksrepublik China6.975.100
4Indien  Indien4.195.000
5Argentinien  Argentinien2.981.690
6Mexiko  Mexiko2.130.592
7Australien  Australien1.932.598
8Russland Russland1.381.940
9Turkei  Türkei1.460.719
10Frankreich  Frankreich1.424.320
Summe Top Ten44.965.602
restliche Länder27.188.870

In Deutschland wurden im gleichen Jahr 1.080.420 Tonnen produziert.

2023 wurden in Deutschland 992.900 Tonnen Rindfleisch produziert und 3,0 Millionen Tiere dafür geschlachtet.[4]

Handel

Weltweit wurde 2020 grenzüberschreitend Rindfleisch im Gesamtwert von rund 8,1 Milliarden US-Dollar gehandelt. Die USA war dabei vor den Niederlanden und Polen das international bedeutendste Exportland dieses Fleischs.

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die zehn größten Exportländer von Rindfleisch (nach Wert in 1000 US$), die insgesamt 71,6 % der Fleischmenge produzierten.

Größte Rindfleischexporteure nach Wert (2020)[5]
RangLandWert
(in 1000 US$)
1Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten806.551
2Niederlande  Niederlande796.065
3Polen  Polen720.049
4Frankreich  Frankreich703.779
5Spanien  Spanien620.131
6Deutschland  Deutschland524.605
7Mexiko  Mexiko519.339
8Australien  Australien419.222
9Kanada  Kanada346.509
10Belgien  Belgien345.040
Summe Top Ten5.801.290

Rindfleischverbrauch und -verzehr

Der Rindfleischverbrauch lag 2021 in Deutschland bei 13,7 Kilogramm pro Kopf, hierbei sind der menschliche Verzehr, aber auch Futter, industrielle Verwertung und Verluste (einschließlich Knochen) einbezogen. Der Fleischverbrauch insgesamt lag im gleichen Jahr bei 81,7 kg pro Kopf.[6]

In Deutschland lag der Verzehr von Rind- und Kalbfleisch 2021 bei 9,4 Kilogramm je Einwohner.[7]

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über den weltweiten Verzehr von Rind- und Kalbfleisch (in kg/Kopf/Jahr).

Ernährung mit Rind- und Kalbfleisch (2021)[8]
1Argentinien  Argentinien48,5
2Simbabwe  Simbabwe43,8
3Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten37,8
4Brasilien  Brasilien34,7
5Chile  Chile33,3
6Hongkong  Hongkong33,0
7Israel  Israel31,9
8Luxemburg  Luxemburg31,3
9Usbekistan  Usbekistan30,4
10Franzosisch-Polynesien  Französisch-Polynesien29,6
...
53Deutschland  Deutschland14,0
Weltdurchschnitt9,1

Religiöses Rindfleischverbot

Hindus sehen Kühe als heilige Tiere und verbieten deshalb in verschiedenem Ausmaß die Schlachtung, Verarbeitung und den Verzehr dieser Tiere.

Die abrahamischen Religionen vertreten die Ansicht, dass der Verzehr von Rindfleisch erlaubt sei.[9][10][11]

Einordnung

Die Rindfleischklassifizierung berücksichtigt die Muskelfülle, den Fettanteil und die Kategorie (Kalb, Bulle, Färse), nicht jedoch die Herkunft oder die Rasse. Das Rindfleischetikettierungsgesetz legt ein verbindliches Etikettieren von Rindfleisch und Rindfleischprodukten fest. Auf den Etiketten müssen Angaben zu Geburt, Mast, Schlachtung und Zerlegung des Tieres, von dem das Fleisch stammt, gemacht werden.

Umwelt- und Gesundheitswirkung

Nährwert-Vergleich: Rindfleisch- vs. pflanzliches Burger-Patty (113 g)[12]
RindfleischImpossibleBeyondSchwarze Bohnen
Trans-Fettsäuren (g)1,5000
Gesättigte Fettsäuren (g)8861,5
Natrium (mg)2303703900
Cholesterin (mg)80000
Ballaststoffe (g)0327,3
Protein (g)20192011
Vitamin B12 (µg)3300
Eisen (g)2,84,24,23,6
Kalium (µg)345610300420

Die Rinderproduktion in der Landwirtschaft verursacht größere Umweltschäden als andere Viehhaltungssysteme.[13] Tiertransporte zwischen den Aufzuchtbetrieben und der Schlachtung unterliegen strengen Regelungen hinsichtlich des Tierschutzes, wirken sich trotzdem direkt auf die Umwelt aus.

Außerdem ziehen die Gesundheitsrisiken des Fleischkonsums gesellschaftliche Kosten nach sich. Forscher der Universität Oxford, der TU Berlin und des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung plädieren daher für eine Fleischsteuer, um den Rindfleischkonsum zu verringern.[14][15] Laut ihren Berechnungen müsste Rindfleisch zwischen 35 und 56 Prozent teurer werden.[16]

Ebenso hat die industrielle Schlachtung und Zerlegung in Schlachtbetrieben direkte Auswirkungen auf die Umwelt. Bei der Gesamtbetrachtung werden diese Aspekte genauso wie der Fleischkonsum in die Bewertung der Umweltwirkung mit einbezogen.

Rindfleisch ist die Fleischsorte, die das Klima am stärksten belastet (13,3 Kilo CO2-Äquivalente pro Kilo), da Rindfleisch den höchsten ökologischen Fußabdruck pro Gramm Protein hat.[17][18]

Die Rindfleischproduktion verursacht deutlich höhere Treibhausgasemissionen als andere Fleischproduktionssysteme. Für die Produktion im Rahmen von Intensivtierhaltung (US-Feedlot-System) wurde ein Wert von 14,8 kg CO2-Äquivalent je kg Rindfleisch ermittelt.[19] Schweinefleisch lässt sich hingegen mit 3,8 kg CO2-Äquivalent je kg Fleisch und Geflügelfleisch mit 1,1 kg CO2-Äquivalent je kg Fleisch produzieren.[20] Insbesondere beim Verdauen von Raufutter wird besonders viel Methan gebildet (im Vergleich zu rohfaserarmen Kraftfutter etwa viermal so viel[21]) Hinzu kommt der Ausstoß des hoch wirksamen Treibhausgases Distickstoffmonoxid („Lachgas“) aus den intensiv genutzten Böden für den Futterpflanzenanbau.

Der durchschnittliche Wasserverbrauch liegt bei über 16.000 Liter pro Kilo Rindfleisch.[22]

Durch den Konsum von durch BSE befallenen Rindfleisches kann beim Menschen eine Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ausgelöst werden.

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Rindfleisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Rindfleisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Rezepte mit Rind- und Kalbfleisch – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise